Katharina Grüner im Gespräch mit Elisabeth Vera Rathenböck:

 

Wie kommen Sie dazu?

Nach vielen Jahren, die ich mit dem Schreiben für das Theater verbracht habe, kehre ich nun wieder zu meinen Wurzeln zurück. Als Schülerin von Georg Eisler, Dietmar Brehm und Erwin Reiter habe ich das Zeichnen, Malen und Fotografieren nie aus den Augen gelassen – im wahrsten Sinn des Wortes. Nun entdecke ich all das wieder neu, knüpfe an, erweitere, entwickle.

 

Ist das nicht wie ein Film im Kopf?

Ja, genau. Bilder ziehen wie ein Film durch meinen Kopf. Mein Gedächtnispalast ist vollgerammelt mit Farben und Bildern, aber auch mit Menschen, Wörtern, Gesten und Bewegungen. Ein Theaterstück, das ich schrieb, sah ich wie ein Filmskript vor mir. Bei den Bildern und Zeichnungen ist alles langsamer und auf einen bestimmten Raum fokussiert. Der Rhythmus des Arbeitens auf der Leinwand oder mit den Stiften am Papier kommt noch dazu. Das Entstehen eines Werks ist hier ja enger mit dem körperlichen Tun verbunden als beim Schreiben. Gerade das liebe ich so sehr.

 

Und worum geht es?

Um Landschaften, um Wasser, um Pflanzen. Das Wesenhafte, das Lebendige, das in den Momenten des Sehens spürbar ist. Alles lebt – das will ich sichtbar machen, zumindest annähernd, nie ident, sondern immer gefiltert durch meinen Blick. Anderes zu behaupten, wäre vermessen. Freilich stehe ich auch immer im Dialog mit der Wirkung und den Möglichkeiten des Materials. Und dem Licht. Beim Fotografieren, das ja Malen mit Licht ist, kommen noch Menschenbilder dazu. Und mein journalistischer Antrieb.

 

Worum geht es noch?

Um Spurensicherung meiner inneren Bilder, die eng mit meiner Kindheit verwoben bleiben. Seit meiner Kindheit bewege ich mich auf „wilden Wegen“ in der Natur und fühle mich im Wald zu Hause. In den letzten Jahren ist ein Schwerpunkt rund um Naturerleben entstanden. Hier liegt mein Ur-Interesse.

 

Wie passt das aber zur Kunst?

Ich versuche immer mehr, die Sprache des Waldes und der Natur zu verstehen. In kleinen Schritten, Wissen ist dabei nur eine Begleiterscheinung. Es geht auch ums Fühlen, um im Augenblick zu sein und wahrzunehmen. Das wiederum kann ich gut in Bildern, in Farben, Situationen, bildhaften Gedanken speichern und ausdrücken. Es geht vielleicht vor allem um ein Verstehen. Frei nach dem Motto von Hannah Arendt: Ich will verstehen.

 

Was macht die Literatur?

Die bleibt, wartet ab, äst still wie das Reh am Waldrand, mit der Nase im Wind. Meine Literatur konzentrierte sich in den letzten Jahren stark auf die Arbeit für die Bühne. Zuletzt durfte ich für das Linzer „Theater des Kindes“ Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ dramatisieren. Das war auch ein Höhepunkt für mich, denn das ist eine Herzensgeschichte.

 

Und warum muss ich mir Ihre Bilder ansehen?

Es gibt das Zitat von John Maxwell Coetzee „Alles ist Gleichnis. Jede Kreatur ist ein Schlüssel zu allen anderen.“ Und so ähnlich ist es mit den Bildern und Zeichnungen. Sie sind Gleichnis und Schlüssel zu anderen Bildern, zu inneren Bildern, die mit der Welt draußen viel zu tun haben. Ich bin am Weg, bleibe aber nicht auf der Strecke. Ich folge den Pfaden der Kunst so, wie Kinder durch den Wald streifen. Da passieren mit jedem Atemzug Entdeckungen, es gibt Abzweigungen, geheime, wilde und vertraute Passagen. Und ich bin süchtig nach Farben, nach dem Motto: Das Leben ist verrückt und doch wunderschön bunt!

 

 

 

Elisabeth Vera Rathenböck (Mag. art.). Freischaffende Journalistin und Künstlerin, Linz und Steyr/Garsten;

Studien: Sommerakademie Klasse Georg Eisler (1986), Kunstuniversität Linz (Malereiklasse Eric van Ess, Bildhauereiklasse Erwin Reiter; Abschluss mit Diplom, 1993)

 

Werke: Journalismus, Bilderbücher, Theaterstücke, Malerei, Grafik, Fotografie.

 Infos: www.sesslerverlag.at

 

Stipendien u.a.: Auslandsstipendien in Krumau, Tschechische Republik; Dramatikerprämie des Landes OÖ; Mira Lobe-Stipendium des Bundesministeriums.

 

Jüngste THEATERSTÜCKE (Auszug):

Der kleine Onkel, Dramatisierung des Bilderbuchs von Barbro Lindgren, UA: Theater des Kindes Linz, 4. April 2014.

Der kleine Prinz, Dramatisierung der Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry, UA: Theater des Kindes Linz, 8. März 2013.

Wir schauen nicht weg!, ein Stück über Mobbing. UA: 16. Oktober 2012, Regie: Thomas Krauß; Landestheater Tirol.

Olga ist verdreht, Sessler-Verlag; Wien; UA: 5. Oktober 2007, Theater des Kindes Linz.

Eiskind, Monolog; Thomas Sessler-Verlag; Wien. Ab 2006 diverse Aufführungen an österreichischen und deutschen Bühnen; u.a. am Bregenzer Landestheater, in Köln, Hof (Bayern), Budapest. Übersetzungen: Ungarisch und Polnisch

 

Jüngste LIBRETTI (Auszug):

Lynx, der Luchs. Oper von Helmut Schmidinger: UA: 1. Mai 2013 im neuen Musiktheater des Landestheaters Linz.

Kaspar H., Oper von Balduin Sulzer, UA: 29. Jänner 2011 am Landestheater Linz;

Regie: André Thurnheim; Brucknerorchester Linz, Dirigent Dennis Russel Davies.

 

BILDENDE KUNST (Auszug):

Jüngste Duo-Ausstellungen und Beteiligungen:

2014 Kunstverein Paradigma Linz.

2012 Schlossgalerie in Steyr.

2011 Galerie in der Schmiede, Pasching; Kunstmuseum artemons Hellmonsödt; Kulturmodell Passau.

 

Werke in Sammlungen:

Sammlung der Stadt Linz; Nordico Stadtmuseum Linz; Sammlung Museum Angerlehner, Thalheim/Wels; Kunstsammlung Land Oberösterreich; Kunstsammlung Linz AG; Privatankäufe.